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Fertigwarenbestand halbieren in vier Wochen - durch 2 Maßnahmen

Aktualisiert: 26. Juli 2023

und gleichzeitig Ihre Lieferzeit bis zu 80% reduzieren

Maßnahmen Lagerbestand senken

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel Fertigwarenbestand Sie eigentlich wirklich benötigen, um einen bestimmten Lieferservice zu erreichen?


Vermutlich schon häufiger...


In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie genau das ermitteln und innerhalb von vier Wochen Ihren Fertigwarenbestand beinahe halbieren.


Um das zu schaffen, konzentrieren wir uns im ersten Schritt wie immer nur auf die 5% Prozent Ihres Portfolios, die 50 - 60% des Absatzes ausmachen.


Lassen Sie uns loslegen...


Wie Sie Ihren notwendigen Lagerbestand für Fertigwaren ermitteln sollten


Ein gesteuerter Fertigwaren-Zielbestand besteht aus drei Elementen:

  1. Zyklusbestand

  2. Pufferbestand

  3. Sicherheitsbestand

Dazu ein kleines Beispiel...


Stellen Sie sich vor, Sie möchten jeden Tag ein Snickers essen. Da Sie einen sehr vollen Terminkalender haben, schaffen Sie es nur einmal pro Woche (samstags) in den Supermarkt zu gehen.


Da Ihnen bereits mehrfach der Snickers-Vorrat ausgegangen ist, überlegen Sie:


Berechnung Supermarktbestand Lean management Leanovative Consulting

Wenn ich nur alle sieben Tage in den Supermarkt gehen kann (Wiederbeschaffungszeit) und jeden Tag ein Snickers essen möchte (mittlerer Bedarf), dann muss ich jedes Mal sieben Snickers kaufen (Zyklusbestand).


Jetzt erinnern Sie sich daran, dass es Tage gibt, an denen Ihr Arbeitskollege Klausbert Sie so um den Verstand bringt, dass Sie am Abend auch mal zwei Snickers benötigen (Pufferbestand).


Manchmal wollen Sie aber Samstags lieber den ganzen Tag Netflix schauen und schaffen es daher erst Montags zu gehen. Also schlagen Sie nochmal ein Snickers drauf (Sicherheitsbestand)


Nun rechnen Sie: 7 Snickers im Schnitt, plus 2 Snickers für einen Klausbert-Vorfall, plus 1 Snickers für einen Netflix-Samstag - macht genau 10 Snickers.


Jetzt brauchen Sie nur noch ein System, dass Ihnen immer sofort zeigt, wie viele Snickers Sie nachkaufen müssen.


Also vertiefen Sie mit Ihrem alten Schweizer Taschenmesser genau 10 Liegeflächen in Ihrem Nasch-Schrank (Supermarkt).


Wenn Sie jetzt am Samstag Ihren Einkauf vorbereiten, sehen Sie sofort, wie viele Snickers Sie wieder nachkaufen müssen (Pull-Steuerung)...


Wenn das für Sie nachvollziehbar war, haben Sie gerade verstanden, wie ein sogenannter "pull-gesteuerter Fertigwaren-Supermarkt" funktioniert.



Lassen Sie uns dieses Beispiel auf Ihre Fertigung übertragen (nur für Schnelldreher)


Direkt vorweg: Ein Fertigwaren-Supermarkt bietet sich in der Regel lediglich für Schnelldreher an (bspw. 5% - 20% der Artikel = A-Artikel) - hiermit erschlagen Sie jedoch bereits 50% bis 60% Ihres Absatzes - sollte also im ersten Schritt ausreichen.


Langsamdreher wollen Sie aufgrund des sporadischeren Absatzes bevorzugt Make-2-Order fertigen, um Ihren Bestand nicht unnötig aufzublasen und ein potenzielles Veralterungsrisiko zu vermeiden.


Gut, weiter geht's...


Um jetzt einen Fertigwaren-Supermarkt zu berechnen, schauen wir uns folgende Produktion an.



Ihre 5% Schnelldreher sind 50 A-Artikel


Ihren mittleren Bedarf je Artikel nehmen Sie vorzugsweise aus Ihrer Absatzprognose und zur Not aus Ihren Vergangenheitsdaten - in unserem Beispiel je A-Artikel 10 Stk. pro Tag.


Die Wiederbeschaffungszeit ist der Zeitraum, den Ihre Fabrik benötigt, um einen bestimmten Artikel bis zum Versandlager zu fertigen, sobald Sie den Auftrag in die Fertigung gegeben haben.


Da sämtliche Artikel beim ersten Prozessschritt eingesteuert werden, haben sie tendenziell eine ähnliche Wiederbeschaffungszeit in das Fertigwarenlager - in unserem Beispiel 10 Tage.


Mit dem Pufferbestand kompensieren Sie die Bedarfsschwankungen Ihrer Kunden. Diesen ermitteln Sie statistisch (Standardnormalverteilung) und legen ihn auf ein Servicelevel von > 97% fest - in unserem Beispiel 20 Stk. je Artikel.


Zu guter Letzt müssen Sie jetzt noch dafür sorgen, dass Sie auch bei einer Verzögerung in der Fertigung ausreichend Ware auf Lager haben.


Dafür nehmen Sie eine realistische Worst Case Verspätung Ihrer Wiederbeschaffungszeit an. Dafür packen Sie die Mengen in den Sicherheitsbestand, der während dieser Verzögerung durchschnittlich verbraucht wird - in unserem Beispiel 1 Tag und damit 10 Stk je Artikel.


Merken Sie sich:

Ein Pufferbestand kompensiert Bedarfsschwankungen. Ein Sicherheitsbestand hingegen Abweichungen in der Wiederbeschaffungszeit.


Formel Zielbestand - nur für Schnelldreher: = mittl. Bedarf x Wiederbeschaffungszeit + Pufferbestand + Sicherheitsbestand

= 10 Stk. pro Tag x 10 Tage WBZ + 20 Stk. Puffer + 10 Stk. Sicherheitsbestand = 130 Stk. x 50 A-Artikel = 6.500 Stk.


"Bevor Sie jetzt irgendetwas anderes machen, berechnen Sie doch mal für Ihre Schnelldreher einen Zielbestand - ich wette, dass Sie hier bereits 15 - 30% unter dem liegen, was Sie gerade auf Lager haben - außer Sie haben gerade einen Lieferrückstand."


Wie der Supermarkt gesteuert wird


Eine Pull-Steuerung für Supermärkte bedeutet, dass Sie nur das nachfertigen dürfen, was entnommen wurde. Das ist mindestens eine Verpackungseinheit oder je nachdem eine sinnvolle Losgröße.


Wenn die Bestände schnell reduziert werden sollen und die neue Logik direkt funktionieren muss, steuern Sie den Supermarkt im ersten Schritt über die Planung.


Hierzu wird bspw. täglich eine automatisierte Datenabfrage aus Ihrem ERP in Excel erstellt, die Ihnen zeigt, welche Artikel nachgefertigt werden müssen.


Der Rest läuft dann wie immer...

Maßnahmen Lagerbestand senken

PS:

Warum kann ich nicht direkt mit Kanban und selbststeuernden Regelkreisläufen arbeiten?


Das liegt daran, dass die Einführung solcher Prozesse meist eine Menge an systemischen Änderungen erfordern. Häufig stehen die Unternehmen schon beim Anpassen von Arbeitsplänen und Lagerplätzen vor großen zeitlichen Herausforderungen.


Da wir hier über ein ganzes Werk und lediglich vier Wochen reden, machen wir es lieber im ersten Schritt pragmatisch und stellen die Systeme parallel und anschließend um.



Wie Sie durch Entkopplung Ihrer Fertigung noch mehr Bestand reduzieren und zusätzlich Ihre Flexibilität steigern


Mit der reinen Berechnung Ihrer Zielbestände können Sie vermutlich bereits einen beträchtlichen Anteil an Fertigwarenbestand abbauen. Um Ihre Bestände zu halbieren, benötigen Sie noch einen zusätzlichen Schritt.


Dafür, sollten Sie sich auf die Reduzierung Ihrer Wiederbeschaffungszeiten für Schnelldreher in das Fertigwarenlager konzentrieren.


Los geht's...


In der unteren Abbildung sehen Sie wieder den Prozess von oben.

Maßnahmen Lagerbestand senken

Nehmen wir zusätzlich an, dass die Unterschiede in Ihren 50 A-Artikeln eigentlich erst in der Montage entstehen und alle die gleiche Baugruppe aus der Vormontage nutzen.


Jetzt reduzieren wir den Fertigwarenbestand weiter, indem wir einen zweiten Supermarkt zwischen die Vormontage und die Montage setzen.


Zum einen reduzieren wir dadurch die Wiederbeschaffungszeit für Schnelldreher in den Fertigwaren-Supermarkt - in unserem Beispiel von 10 auf 2 Tage.


Zum anderen reduzieren wir die Komplexität der Vorfertigung, da jetzt bis vor die Montage artikelunabhängig die gleiche Baugruppe gefertigt werden kann.


Maßnahmen Lagerbestand senken

Nein - Sie haben nicht automatisch mehr Umlaufbestand, wenn Sie einen Supermarkt in der Fertigung installieren. Das kann sein, ist häufig genau andersherum.



Wie läuft die Steuerung jetzt?


Sowohl die Verbräuche der Fertigwaren, als auch die Verbräuche der Baugruppen werden täglich an die Planung gemeldet. Die A-Artikel, werden direkt in der Montage eingesteuert. Die Baugruppen hingegen starten ebenso wie BC-Artikel am ersten Fertigungsschritt.


Durch die daraus resultierende Reduktion der Wiederbeschaffungszeit von 10 auf zwei Tage, ergibt sich folgender Effekt auf Ihre Schnelldreher:


Neuer Zielbestand Fertigwarensupermarkt = mittl. Bedarf x Wiederbeschaffungszeit + Pufferbestand + Sicherheitsbestand = 10 Stk. pro Tag x 2 Tage WBZ + 20 Stk. Puffer + 10 Stk. Sicherheitsbestand

= 50 Stk. x 50 Artikel = 2.500 Stk.


Damit haben Sie bei exakt gleicher Verfügbarkeit Ihren Fertigwarenbestand um 62% reduziert :-)



Was hat es denn jetzt gebracht?


Hier unten sehen Sie Erfahrungswerte. Bei einem durchschnittlichen Mittelständler ergeben sich aus der Berechnung von plausiblen Zielbeständen durchschnittlich 15% und durch kluge Entkopplungen in der Fertigung um die 30% - 50%.


Natürlich ist das immer stark abhängig vom Herstellungsprozess und der Varianzbildung innerhalb der Fertigung.

Maßnahmen Lagerbestand senken


Was macht Ihr Fertigwarenbestand?


Kenneth Hytrek Leanovative Consulting GmbH

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